Meinen Camper - bau ich mir selbst!

Wohnmobile liegen im Trend. Zwar sind die Verkaufszahlen in den vergangenen Monaten etwas zurückgegangen, das liegt aber nicht am mangelnden Kaufinteresse. Ursache sind eher nach wie vor existierende Probleme betreffend die Verfügbarkeit beim Zubehör und den Basisfahrzeugen. Resultat sind lange Lieferfristen - was manchen Interessenten auf die Idee bringt, sein Urlaubsgefährt selbst zu bauen.

Mit eigenem Bett und Küche unterwegs zu sein, das ist für viele Zeitgenossen die präferierte Form des individuellen Urlaubs. Doch der Kauf eines neuen Reisemobils ist mittlerweile eine teure Angelegenheit. Da bietet sich - nicht nur bei schmalerem Geldbeutel - der Selbstbau an, etwa auf Basis eines gebraucht gekauften Kleinbusses, Transporters oder Hochdach-Kombis. Damit kommt man dann vermutlich günstiger weg als beim Kauf eines fabrikneuen Wohnmobils. Zudem kann man das Fahrzeug bei der verbauten Technik, beim Grundriss und den zum Einsatz kommenden Materialien auf die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse zuschneiden. Und, je nachdem, wie schnell man beim Ausbau ist, kann man möglicherweise schneller in Urlaub kommen, als wenn man auf ein Fahrzeug von einem Reisemobilhersteller wartet. Ein weiterer Vorteil offenbart sich bei einer eventuellen Panne im Urlaub. Hat man das Fahrzeug selbst ausgebaut, gestaltet sich die Fehlersuche und deren Behebung oft leichter als bei einem Serienmobil. Schließlich weiß man, welche Technik wo verbaut ist, wo etwa Leitungen laufen oder Sicherungen verbaut sind.

Aber bei einem Aus- oder Umbau gibt es einige Vorschriften zu beachten. Was offenbar viele Menschen nicht abschrecken kann.

Grundsätzlich gilt: Ein Fahrzeug wird zum Camper, wenn es über Tisch, Bett, Kochgelegenheit und Ablagefächer verfügt. Wer einen entsprechenden Umbau plant, sollte sich vorab Gedanken zu technischen und steuerrechtlichen Faktoren machen. Durch einen Umbau könnte auch eine Umtypisierung des Fahrzeuges notwendig werden. Wenn eine Änderung der Fahrzeugkasse von LKW (N1) zu PKW (M1) notwendig ist müsste die NoVA nachgezahlt werden, vorausgesetzt der LKW wurde vor Juli 2021 erstmalig zugelassen.

In jedem Fall ist es empfehlenswert die zuständigen Landesprüfstelle zu kontaktieren, welche die Umtypisierung bzw. Genehmigung vornehmen soll. Das erspart möglicherweise die ein oder andere böse Überraschung, Nacharbeit und Kosten.

Wenn diese Aspekte geklärt sind, sollte man sich über die eigenen Bedürfnisse, die Inneneinrichtung, den Platzbedarf, aber auch Reiseziele und die Reisezeit Gedanken machen. Wer im Sommer allein oder zu zweit im Süden unterwegs ist, hält sich vermutlich viel draußen auf. Anders sieht das bei Familien mit kleineren Kindern aus, die im Herbst oder Winter im Norden unterwegs sind. Da darf das Fahrzeug schon etwas größer ausfallen und auch eine Heizung sollte mit an Bord sein. Zu klären wäre auch die Frage, ob man eher auf Stell- oder Campingplätzen übernachtet, oder lieber „frei“ stehen mag (was ohnehin - wie etwa in den Niederlanden - nicht überall erlaubt ist). Wer auf die Infrastruktur und sanitären Einrichtungen eines Campingplatzes zurückgreifen kann, wird vielleicht eher auf eine eigene Dusche verzichten. Ebenso wie das WC, das je nach Größe des Campers praktisch erscheint, aber vielleicht nicht immer notwendig oder gewünscht ist.

Für einen Aus- oder Umbau sind grundsätzlich viele Fahrzeuge geeignet.

Für Besitzer der am meisten verbreiteten Führerscheinklasse B sind Fahrzeuge bis zu 3,5 Höchstzulässiges Gesamtgewicht interessant. Die unterliegen in Österreich auf Autobahnen auch keiner Begrenzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und kommen oft bei Maut- oder Fährstrecken günstiger weg als größere Modelle. Beim Ausbau sollte man auf das Gewicht der Technik und des Möbelbaus achten. Sonst gibt es bei der Zuladung schnell eine böse Überraschung. Das Gewicht sollte man auch beim Fassungsvermögen von Frischwassertanks im Hinterkopf behalten, ebenso bei Gastank oder -flaschen sowie der Größe des Kühlschranks. Auch Zubehör wie Markise, SAT-Anlage, TV, Solarzellen und Bord Akkus sowie Wechselrichter bringen etliche Kilo auf die Waage.

Wer es geräumiger mag, oder mehr Zuladung braucht, der benötigt für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Höchstzulässigem Gesamtgewicht einen Lkw-Führerschein.

Wer sich für ein großes und/oder schweres Reisemobil entscheidet, sollte sich vorab über seine Reiseziele klar werden. Wer gerne in südlichen Kleinstädten oder Küstenstraßen unterwegs ist, sollte beim Um- oder Ausbau die dortigen Gegebenheiten beachten. Sonst kann der Campingurlaub aufgrund von evtl. Fahrbeschränkungen auch schnell zum Ärgernis werden. Auch Länge, Breite, Höhe und Höchstzulässiges Gesamtgewicht setzen dem Befahren kleinerer Straßen naturgemäß Grenzen, ebenso sieht es bei Brücken oder Tunneldurchfahrten aus.

Beim Innenausbau sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt

Zur Mindestausstattung im Camper gehört eine Kochgelegenheit. Beliebt sind Gaskocher, die fest eingebaut sein müssen. Dabei gibt es einiges zu beachten. Nicht alle Vorschriften sind von einem Laien einfach zu überblicken, daher ist die Bestätigung des sachgerechten Einbaus durch einen Fachbetrieb zu empfehlen. Oft werden, speziell bei kleineren Fahrzeugen, mobile Kocher mit einer Gaskartusche als günstige Alternative verbaut. Diese Kocher sind aber oft weder für den Festeinbau noch für das Kochen im Innenraum geeignet und zugelassen, dürfen also nur außerhalb des Fahrzeugs genutzt werden. Eine weit verbreitete Lösung sind Teleskopschienen, auf denen sich der Kocher so weit aus dem Heck oder einer seitlichen Schiebetür herausziehen lässt, dass er sich außerhalb des Mobils befindet und somit genutzt werden darf. Die geöffnete Heckklappe dient dann als Sonnen- oder Regenschutz. Nach Nutzung sollte man die Gaskartusche vor dem Einzug unbedingt vom Kocher abschrauben und extra gesichert verstauen. Bei den Materialien muss auf Brandschutz geachtet werden. Zur Unfallvermeidung dürfen keine Kanten, vorstehende Teile oder enge Durchgänge zu Verletzungen führen. Das gilt auch für die Griffe von Schubladen oder Schranktüren, die nicht hervorstehen und versenkbar sein sollten.

Simple Ausbauten kommen möglicherweise mit einer reinen 12 Volt Stromversorgung aus. Für die Kaffeemaschine, den Föhn oder Fernseher ist eine 230 Volt-Versorgung notwendig. Die wird meist von außen über eine spezielle Steckdose mit Ladstrom gespeist. Das komplette Programm der elektrischen Einrichtung umfasst dann CEE-Eingangssteckdose, FI-Schutzschalter, die Absicherung der 230 und 12 Volt Stromkreise und ein Trennrelais zur Bordbatterie und 12 Volt Verbrauchern. Alle Kabel müssen (je nach verbauter Länge) mindestens 1,5 mm² stark, dreiadrig und aus Kupfer sein. Der Schutzleiter soll fest mit der metallenen Karosserie verbunden sein. Auch beim Strom gilt Normen zu beachten. Schon zur eigenen Sicherheit, denn Fehler bei der Installation können zu Überlastungen, Kurzschlüssen und Bränden führen. Daher raten wir auch in diesem Fall einen Experten heranzuziehen. Denn ein Brand kann auch rechtliche Konsequenzen haben, etwa wenn es um die Haftungsfrage geht.

Wer nicht über das handwerkliche Geschick oder das erforderliche Werkzeug verfügt, kann auf Camping-Boxen oder -Module zurückgreifen. Mit denen lässt sich ein Geländewagen, Kleinbus, Transporter oder Hochdach-Kombi rasch zum Campingfahrzeug umbauen. Diese Boxen können in wenigen Minuten ins Fahrzeug gestellt oder entfernt werden. Sie umfassen in der Regel eine umklappbare Liegefläche für zwei Personen, Spüle, Frisch- und Abwasserkanister, eine Kühlbox und einen kleinen Kartuschenkocher. Also das Notwendigste fürs Übernachten im Fahrzeug. Da die Boxen meist ohne Werkzeug ein- und ausgebaut werden können, gelten sie als Ladung. Sie müssen daher nicht eingetragen werden, der Fahrzeuglenker ist jedoch für ordentliche Verankerung (Stichwort: Ladungssicherung) während der Fahrt verantwortlich.

Selbst Baumärkte haben mittlerweile die Selbstausbauer als potenzielle Kunden entdeckt. So bietet etwa die Hornbach-Kette unter der Eigenmarke „Buildify“ komplette Möbelbausätze für Transporter an, zu finden unter dem Stichwort „Campingboxen“.

Die Module aus gefrästen und unbehandelten Birkensperrholzelementen - etwa eine Heckstaukiste, Bett- oder Staubox-System. Scharniere, Auszüge, Schrauben und Kleinteile werden im Onlineshop mit aufgelistet, auch eine Bauanleitung ist mit dabei. Zusammenbau und Anstrich übernimmt der Kunde, ebenso die Verankerung bzw. Befestigung im Fahrzeug. Für elf Fahrzeugmodelle hat Hornbach aktuell etwas im Angebot. Für all jene, die handwerklich nicht ganz so begabt sind und ihren Womo-Ausbau nicht komplett bei null starten wollen. Ein Akkuschrauber oder Schraubendreher sowie ein Gummihammer sollen zum Zusammenbau ausreichen.

Der Bau- und Heimwerkermarkt OBI bietet in seinem OBI DIY Magazin ebenfalls viel nützliches Wissen und Ideen für den Selbstausbau. Darin finden sich unter anderem Anleitungen für den Einbau von zusätzlichen Fenstern, die Verkleidung des Innenraums oder auch Infos zur Dämmung und Schallisolierung. Praktisch: Durch die verlinkten Produkte im Text kommt man direkt zu den passenden Produkten im OBI-Onlineshop.  www.obi.at/magazin/wohnen/camper-ausbauen

Etwas Hirnschmalz muss der Ausbauer noch investieren, etwa wenn es um die Punkte Wasser- und Stromversorgung, Kocher und Kühlschrank sowie - falls gewünscht - Gasanlage geht. Wer da nicht fit ist, sollte diese Installationen den Fachbetrieben überlassen. Das treibt zwar den Preis wieder etwas in die Höhe, dafür ist man bei Begutachtung und eventueller Abnahme durch eine der Prüforganisationen auf der sicheren Seite.